Texte zum Thema „Zentralperspektive“

Nach dem Internet

28. Oktober 2020
Liebe D., verzeih, ich habe Dir lang nicht geschrieben.1 Aber gerade musste ich wieder einmal an Dich denken. Wir machen gerade ein Buch über Arts Education in Transition – Kunstpädagogik (und Ästhetische Bildung) im Übergang. Übergang wohin? Und woher? Anlässlich dessen kamst Du mir in den Sinn. Und unsere Korrespondenz. Erinnerst Du noch meine Mail von der Hauptversammlung des BDK in Berlin 20002? Eine halbe Ewigkeit ist das jetzt her. Wir hatten uns nach dem Studium in den 90ern dort erstmals wiedergesehen. Und Du hattest während meines Beitrags jedes Mal gezuckt, wenn ich ,Neue Medien‘ gesagt hatte. Weißt Du noch? ,Neue Medien‘ – so hatten wir damals genannt, was jetzt gerade noch einmal – aber nun als ,Digitalisierung‘ – durchs (allerdings noch längst nicht globale) Dorf getrieben wird. Da ist aber ein ganz wesentlicher Unterschied: Es gibt inzwischen eine ganze Generation von Menschen, für die die Rede von ,Neuen Medien‘ überhaupt keinen Sinn mehr macht, weil diese Medien nämlich schon längst da waren, als sie geboren wurden. Für sie sind das deshalb keine ,Neuen‘ Medien mehr. Sie sind über das Neue und über das Besondere des Digitalen hinweg. Du erinnerst sicher, ich hatte Dir öfter über sie geschrieben. Die Rede ist von den Digital Natives, den ,Eingeborenen‘ der Digitalkulturen. Marc Prensky hatte um 2001 herum damit einiges Aufsehen erregt (vgl. Prensky 2001). Er hatte aufgeschnappt, was – Achtung jetzt geht es wirklich in die Prähistorie der ,Neuen’, digitalen Medien – John Perry Barlow 1996 in seiner Declaration of the Independence of Cyberspace geschrieben hatte: „You are terrified of your own children, since they are natives in a world where you will always be immigrants” (Barlow 1996).

Die Stimmung des 21. Jahrhunderts. Methodologische Einführung

22. Juli 2020
Torsten Meyer konstatiert die Stimmung des 21. Jahrhunderts als (tendenziell) psychotisch. Der Text ist angelegt als methodologische Einführung in ein größeres Forschungsvorhaben, das eine Phänomenologie der „Stimmung des 21. Jahrhunderts“ versuchen und daraus Folgerungen für die kunstpädagogische Theoriebildung ableiten würde. Er zeichnet die grundlegenden Theorien – die strukturale Epistemologie und Jacques Lacans Konzeption des psychischen Apparats als Borromäischer Knoten, der das Reale, das Symbolische und das Imaginäre miteinander verknüpft – nach und verbindet beides in Anwendung von Pazzinis Konzept von „Stimmung“ zu einer abstrakten Vorlage für ein komplexes Spekulieren über die Wirkungen der aktuellen Medienkultur und deren Folgen für die kunstpädagogische Theoriebildung.