25. November 2017
Die grüne, wehende Fahne des Propheten wuchs hervor und um sie scharten sich all die Gestalten, die Yussuf el Kürkdschi nicht gefallen hatten: heulende und tanzende Derwische, Softas, Ulemas, Missionare, stürzende Säulen, Tempelmänner.“ (May 2000: 198)
Karl May schrieb dieses allegorische Märchen in einer Zeit (1901), in der seine Existenz prekär wurde, in der sein Ruf als omnipotenter Weltmann und Erzieher der deutschen Jugend ruiniert war und die noch jungen Kunsterzieher über ihn herfielen. Er wurde als Verderber der Jugend und des guten Geschmacks denunziert, als schwülstig, klerikal, pazifistisch, spiritistisch, pornographisch und zutiefst verlogen bezeichnet. Den „Schund im Bücherschrank“ (vgl. Legler 2013) galt es durch eine stilbildende vaterländische Literatur zu ersetzen. Karl Mays ungezügelte und uferlose Phantastik, die sich ohne Skrupel der gängigen landeskundlichen und ethnographischen Literatur bediente und diese zitatfrei in sein Werk integrierte, eine frühe Form der Cut-Up-Technik von William S. Burroughs (vgl. Burroughs 1962), führte weg von der angestrebten guten Form einer ökonomisch verwertbaren Ästhetisierung der Gesellschaft.