Texte zum Thema „Wissenskontexte“

Drei oder vier Bücher für junge Menschen, die Sex zeigen und nicht zeigen. Ein Gespräch mit Lilly Axster

3. September 2020
Als die Herausgeber*innen mich fragten, ob ich mich mit einem Text an dem Sammelband Bilder befragen – Begehren erkunden beteiligen will, hatte ich mich gerade mit Lilly Axster[1] über das Buch Make Love. Ein Aufklärungsbuch unterhalten (Henning/Bremer-Olszewski 2012). Was sie zu den fotografischen Arbeiten sage, die Heji Shin für das Buch erstellt hatte, wollte ich wissen. Sie seien bemerkenswert, sagte Lilly. Ob sie mir in einem Gespräch näher beschreiben würde, was sie damit meine? Ja, sagte sie, und dass sie dann auch gerne über das Buch Kriegen das eigentlich alle? als ebenso spezielle Arbeit sprechen würde (Von Holleben/Helms 2013). Dann, meinte ich, würde ich aber bestimmt auch auf das Buch DAS machen? zu sprechen kommen, das Lilly selbst mit Christine Aebi erarbeitet hatte (Axster/Aebi 2012).

„Die Kraft der Phantasie“. Kommentar zum Beitrag von Notburga Karl und Evelyn May

25. November 2017
Die grüne, wehende Fahne des Propheten wuchs hervor und um sie scharten sich all die Gestalten, die Yussuf el Kürkdschi nicht gefallen hatten: heulende und tanzende Derwische, Softas, Ulemas, Missionare, stürzende Säulen, Tempelmänner.“ (May 2000: 198) Karl May schrieb dieses allegorische Märchen in einer Zeit (1901), in der seine Existenz prekär wurde, in der sein Ruf als omnipotenter Weltmann und Erzieher der deutschen Jugend ruiniert war und die noch jungen Kunsterzieher über ihn herfielen. Er wurde als Verderber der Jugend und des guten Geschmacks denunziert, als schwülstig, klerikal, pazifistisch, spiritistisch, pornographisch und zutiefst verlogen bezeichnet. Den „Schund im Bücherschrank“ (vgl. Legler 2013) galt es durch eine stilbildende vaterländische Literatur zu ersetzen. Karl Mays ungezügelte und uferlose Phantastik, die sich ohne Skrupel der gängigen landeskundlichen und ethnographischen Literatur bediente und diese zitatfrei in sein Werk integrierte, eine frühe Form der Cut-Up-Technik von William S. Burroughs (vgl. Burroughs 1962), führte weg von der angestrebten guten Form einer ökonomisch verwertbaren Ästhetisierung der Gesellschaft.