Texte zum Thema „Selbst- und Fremdbilder“

Ausstellen und ausgestellt werden. Für eine selbstverständliche Ausstellungskultur in der Kunstpädagogik

19. April 2024
In den vergangenen Jahren haben sich im Institut für Kunst & Kunsttheorie der Humanwissenschaftlichen Fakultät in Köln mehrere erfolgreiche Ausstellungsprojekte etabliert. Während an Kunsthochschulen die Ausstellungspraxis als elementarer Teil des Studiums schon immer selbstverständlich war, bildeten an der Universität zu Köln groß aufgezogene Ausstellungen mit den Arbeiten von angehenden Kunstpädagog*innen eher die Ausnahme. Neuerdings scheinen dort die Grenzen zwischen Kunstpädagogik und Kunstpraxis mit Blick auf das gemeinsame Ziel, die Einübung von Vermittlungskompetenzen, aber zu verschwimmen: Die Kunstpädagogik der Gegenwart kann in Zeiten, in denen sich die Kunst unter Erkundung ihrer eigenen Merkmale immer weiter entgrenzt, nicht mehr nur die Vermittlung von formalen Fähigkeiten und Kenntnissen in den Vordergrund stellen (vgl. Buschkühle 2004).

Transkulturelle Bild(ungs)arbeit. Wechselseitige Lernprozesse durch fotografische Praxis

13. Oktober 2021
„Eine Person kann ganz widerspruchsfrei amerikanische Bürgerin von karibischer Herkunft mit afrikanischen Vorfahren, Christin, Liberale, Frau, Vegetarierin, Langstreckenläuferin, Feministin, Heterosexuelle, Tennisfan et cetera sein“, schreibt der Ökonomie-Nobelpreisträger Amartya Sen in seinem Buch „Die Identitätsfalle“ (2007: 33f.) und bringt damit seine Kritik an der essentialistischen Illusion, der Mensch sei auf eine einzige Identität und damit auf eine Kultur reduzierbar, zum Ausdruck. Vorliegenden Auszug zitiert auch Bernd Wagner (2012) und unterstreicht, dass der Mensch aufgrund vielfacher Einflussfaktoren wie der Globalisierung, des technologischen Fortschritts (z.B. Kommunikationstechnologie, Luftfahrt etc.) und der damit in Zusammenhang stehenden Kommunikationskultur und Mobilität unentwegt mit verschiedensten Kulturen (z.B. Breiten-, Sub- und Alternativkulturen) in Berührung kommt und diese wiederkehrend in Beziehung zur eigenen kulturellen Identität setzt. Aus postkolonialer Perspektive sind diese Kulturen in Abkehr zu Johann Gottfried Herders traditionellem Kugelmodel weder als „statisch“ noch „rein“ zu begreifen. Kulturen haben sich über Jahrhunderte hinweg wechselseitig durchdrungen (vgl. Wagner 2012: 249) und sich aufgrund der damit verbundenen Vermischung von Wertesystemen, Glaubenssätzen und Lebensweisen immer wieder aufs Neue transformiert. So heterogen und hybride Kulturen ihrem Wesen nach sind, so veränderlich und inhomogen sind auch die darin verankerten Identitäten. Weder Kultur noch Identität sind diesem Ansatz folgend in sich ruhende und ursprüngliche Einheiten, bei denen eindeutig eine Grenzlinie zwischen dem Eigenen und dem Fremden gezogen werden kann (vgl. Wagner 2012: 248), sondern sie erweisen sich als Produkt immerwährender Verschmelzungs- und Neuausprägungsprozesse, die multiple Zugehörigkeiten, Orientierungen und Positionierungen ermöglichen.