18. Februar 2021
Im Jahr 2016, bei ungebrochenem Boom von Dating-Webseiten wie Tinder, Loveoo und Grindr,
erscheint die Frage nach Liebe im Zeitalter der Selbstoptimierung einer wissenschaftlichen
und künstlerischen Auseinandersetzung wahrlich wert. Bei Liebe wissen wir, aus verbürgten
Quellen, wie etwa Eva Illouz’ Gefühle in Zeiten des Kapitalismus (Illouz 2007) und Warum
Liebe weh tut: eine soziologische Erklärung (Illouz 2011), dass es sich um ein historisch
und kulturell wandelbares Konzept handelt. Der Begriff der Selbstoptimierung ist uns aus
den Governmentality Studies bekannt, die sich mit Michel Foucaults „Techniken des Selbst“
unter den Bedingungen neoliberaler Politik auseinandersetzen (vgl. Foucault 1989).[1]
Das neoliberale Prinzip des Regierens wird hier nicht mehr durch Disziplinierung von Körpern
und Lüsten vollzogen, sondern die gesellschaftliche Subjektivität wird durch stetige Arbeit
am Selbst konstituiert, meist unter Beratung durch Expert*innen, wie beispielsweise im Fall
künstlicher Befruchtung (vgl. König 2012). Wie aber, so meine Überlegung als Medienwissenschaftlerin, kann ich mir den Konnex von Liebe und Selbstoptimierung genau vorstellen, unter der Bedingung, dass Medientechnologien ganz augenscheinlich wie selbstverständlich einen intrinsischen Teil der Anordnung von Liebe und Selbstoptimierung bilden? Als Medienkulturhistorikerin hat mich zudem interessiert, ob nicht bereits mediale Anordnungen existieren, die diesen Konnex mitgenerieren.